Die Wohnanlage Ölzbündt ist der Prototyp einer Entwicklung eines Holzbausystems, das für mehrgeschossigen Wohnbau geeignet ist. Otto Kapfinger schreibt im Führer „Baukunst in Vorarlberg seit 1980“: „Richard Neutra – nicht nur er – träumte in den 20er Jahren davon, dass moderne, preiswerte Wohnbauten einmal industriell erzeugt würden vom Fließband, wie damals der „Ford T“. Trotz vieler Versuche in dieser Richtung blieb das ein Traum. Das System „Ölzbündt“ unternimmt wieder einen, allerdings sehr konkreten Schritt zu seiner Realisierung.“
Der fast 42 Meter lange und 9 Meter breite Baukörper nimmt durch seine konsequente Holzaußenhaut Bezüge zu vielen traditionellen mit Holzschindeln verkleideten Vorarlberger Häusern auf. Mit seiner einfachen, fast strengen Form ist er im gewachsenen Einfamilienhausgebiet ein ungewöhnlicher Nachbar. Um die Traufe der umliegenden Häuser nicht zu überragen, ist der Neubau im Grundstück etwas abgesenkt. Der homogene Quader ist mit gestalterisch sorgfältigen Details, wie den minimierten Dachkanten, Anschlüssen und Geländern, die als feine Linien wirken, das Ergebnis aus einem strukturierten Holzbausystem. Schlichtheit heißt hier nicht Gestaltungsarmut, sondern vielmehr Konsequenz und Konzentration auf die wichtigen Elemente. Die Wohnungen sind von Osten über den Laubengang und das Treppenhaus erschlossen. Trotz der Kompaktheit der Grundrisse – 55 m² für die Zwei-Zimmer-, 75 m² für die Drei-Zimmerwohnungen – wirken die Räume durch die zueinander offenen Bereiche von Küche, Essen und Wohnen größer. Alle Wohn- und Schlafräume sind nach Westen orientiert, und mit Raum hohen Fenstertüren zu Terrasse oder Balkon geöffnet.
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Die Holzkonstruktion – ein so genanntes Tischsystem – steht auf einem Untergeschoß in Massivbauweise. Die Innenstützen besehen aus Brettschichtholz, die Außenstützen aus Vollholz – alle Stützen sind geschoßhoch. Die Decken- und Dachelemente sind punktuell auf ihnen gelagert und zu großflächigen Geschoß-Scheiben verbunden. Gemeinsam mit wenigen in den Stützenachsen angeordneten vertikalen Aussteifungselementen – Holzmehrschichtplatten – übernehmen sie die Stabilisierung des Traggerüstes. Die vorgehängten Außenwandelemente und die Innenwände sind nicht tragend. Außenwandelemente, Dachelemente und Deckenelemente werden im Werk fix und fertig vorfabriziert und müssen auf der Baustelle nur noch montiert werden. Balkonkonstruktion und Laubengänge sind von der Holzkonstruktion getrennt in Stahl ausgeführt und nur punktuell mit dem GeDas Dach – ein Flachdach – besteht aus 2,40 m breiten Fertigelementen in Rippenkonstruktion. Als Dachdeckung wurde bereits im Werk eine Abdichtungsbahn aufgebracht.
Die Außenwände – 2,40 m breite, vorgehängte Elemente – enthalten als Steher Rippen aus Spanplatten, die über Latten mit der beidseitigen Beplankung, ebenfalls aus Spanplatten, verbunden sind. Als hinterlüftete Außenverkleidung wurde eine Stülpschalung aus unbehandelten Lärchenbrettern angebracht. Durch das gering auskragende Vordach ist für den konstruktiven Holzschutz gesorgt.
Die tragende Funktion der Deckenelemente übernimmt die so genannte „Kaufmann multibox“. Schmale Brettschichtholzrippen mit beidseitiger Beplankung aus „Kaufmann multiplan“ – 3-Schichtplatten bilden 2,40 m breite Elemente in Form von „hohlen Kästen“, in die eine Beschüttung für die Verbesserung des Schallschutzes und die Wärmedämmung „gefüllt“ wird.
Die Wohnungstrennwände sind als 5-fach beplankte Gipskarton-Doppelständerwände ausgeführt. Die Innenwände sind einfach beplankte Metallständerwände.
In hohem Maß vorgefertigte Wand- und Deckenelemente in Holzleichtbauweise ermöglichen eine schnelle Montage und eine Fertigstellung des Gebäudes in wenigen Monaten. Die völlig „trockene“ Bauweise beschleunigt den Bauprozess zusätzlich und macht ihn auch in der Qualität besser kontrollierbar.













