Pfarrhaus, Krumbach

Pfarrhaus, Krumbach
Bauherrschaft
Gemeinde Krumbach, Krumbach
Standort
Krumbach
Fertigstellung
2013
Projektdaten
NGF 817 m², BGF 1.032 m²,
BRI 5.4.64 m³
Energie 10 kWh/m²a

Ein Zentrum für das Dorf.

Die Gemeinde Krumbach verfolgt seit über zehn Jahren ein engagiertes Bauprogramm, welches sich im Wesentlichen mit der baulichen Entwicklung des Dorfkernes befasst. Begleitet wird diese Entwicklung seit geraumer Zeit von einer Arbeitsgemeinschaft aus drei Architekturbüros, die 2008 mit einer Studie über die mittelfristige Entwicklung des Dorfkernes betraut wurde.

Als Meilenstein in diesem Prozess wurde im November 2013 das Pfarrhaus fertig gestellt. In seiner Funktion als Kultur- und Mehrzweckgebäude hat das Gebäude neben seiner baulichen Präsenz am Dorfplatz einen wichtigen Platz im öffentlichen Dorfleben eingenommen. Sind doch neben dem Pfarrsaal (Kleiner Dorfsaal), der Pfarrkanzlei samt Pfarrwohnung, die öffentliche Bücherei und das Probelokal für Musikverein und Chor in diesem Gebäude vereint. Ein vielfältiges Spektrum an Nutzungen sorgt für eine zusätzliche Belebung des Krumbacher Dorfkernes.

Die Gemeinde Krumbach ist seit 2002 Partnergemeinde im e5-Programm und setzt sich daher möglichst ressourcen- und umweltschonendes Bauen zum Ziel. Dem folgten auch die Vorgaben für das Pfarrhaus. In Zusammenarbeit mit dem Umweltverband Vorarlberg wurde auf Basis des Kriterienkataloges für den kommunalen Gebäudeausweis ein weitreichendes Maßnahmenpaket erarbeitet, um den hohen Vorgaben des Bauherrn zu entsprechen.

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Die homogene und hochwertige Materialisierung des Gebäudes erschließt sich bereits über seine Fassadengestalt. Großzügig gesetzte Öffnungen gliedern den auf einem verputzten Sockel ruhenden Baukörper. Die Einfassungen der Öffnungen sind in  massivem Eichenholz ausgeführt, die Fenster in heimischer Fichte. Der vertikale Weißtannen-Fassadenschirm, als Wechselfalzschalung mit unterschiedlichen Breiten, verleiht dem Gebäude einen leichten, spielerischen Eindruck. Abgeschlossen wird der Baukörper von einem markanten Walmdach, das mit Eternit-Rhombusplatten eingedeckt ist. Die Dachform nimmt klar Bezug zum historischen Bestand, welcher bis gegen Ende der 1970er Jahre das Krumbacher Dorfbild prägte.

Das Gebäude, in seinen Abmessungen von 15,9 x 22,7 m ist aber der Kellerdecke als reiner Holzbau ausgeführt. Die  stützenfreie Überspannung des zentralen Pfarrsaales von 10,5 m im Erdgeschoss verlangte nach einer besonderen statischen Lösung. Eine überhohe Mittelwandscheibe, gespannt in Gebäudelängsrichtung, trägt zusammen mit den Außenwänden die Dach- und Deckenlasten. Die Deckenelemente über dem Saal wurden aufgrund ihrer statischen Anforderung als Hohlkastenelemente ausgeführt, die zwischen den Wandscheiben eingehängt sind. Solche konstruktiven Maßnahmen können nur mit verleimten bzw. kreuzlagen-verleimten Hölzern wirtschaftlich hergestellt werden. Ansonsten wurde für den Rest der Holzkonstruktion darauf Bedacht gelegt, dass Vollholzquerschnitte zum Einsatz kommen, welche durch die Gemeinde in Eigenholzbringung den ausführenden Gewerken beigestellt wurden. In Summe wurden somit 68 m³ Konstruktionsholz verbaut, das direkt aus den Krumbacher Wäldern stammt.

Holz als lokaler und traditioneller Werkstoff kommt auch im Innenausbau zum Einsatz. Alle Wand- und Deckenverkleidungen sind in heimischer Weißtanne ausgeführt, die Böden in massiven Eichendielen. Alle Hölzer wurden unbehandelt verbaut. Einerseits aus ökologischen Aspekten, andererseits auch um hier wieder an die traditionelle Verwendung des unbehandelten Holzes auch im Innenbereich anzuknüpfen.

Was für das Konstruktionsholz galt, wurde konsequenterweise im Innenbereich fortgeführt. Hier wurden 51 m3 Weißtannenholz verbaut, ebenfalls von der Gemeinde in Eigenholzbringung gestellt.

Den Vorgaben und Kriterien verpflichtet, wurde die komplette Gebäudehülle im hochgedämmten Standard ausgeführt. Die Summe dieser Maßnahmen führte zu einem Heizwärmebedarf von 10 kWh/m²a (berechnet lt. OIB). Die Heizenergie wird durch den Anschluss an die bestehende Nahwärmeversorgung bereitgestellt, die bereits alle kommunalen Gebäude im Dorfkern versorgt. Betrieben wird diese Anlage mit Hackgut, das von regionalen Versorgern bereitgestellt wird. Bauen in diesen energetischen und ökologischen Standards und die Berücksichtigung der Nutzungsvielfalt bedingen einen professionellen technologischen Einsatz an Haustechnik. So wurden alle Maßnahmen getroffen, um den Einsatz von Heizenergie und den Verbrauch von elektrischer Energie für den Gebäudebetrieb zu minimieren. Jede Nutzungseinheit wird daher von einer eigenen Lüftungsanlage versorgt, die elektrischen Verbrauchseinheiten sind einzeln auslesbar und werden mittels Energiebuchhaltung durch die Gemeinde einem monatlichen Controlling unterzogen.

Ökologisch nachhaltiges Bauen manifestiert sich aber in einem ‚Bauen der kurzen Wege‘. Aufgrund des vitalen Handwerks in der Region Bregenzerwald war es möglich, dass die überwiegende Mehrheit (über ¾) der ausführenden Firmen aus einem Umkreis von weniger als 30 km stammte.

Gesellschaftlich nachhaltiges Bauen zeichnet sich dadurch aus, dass eine kleine Gemeinde seinen Bürgern eine Infrastruktur schafft, die ein lebendiges Dorfleben fördert und bestmöglich unterstützt. Gute Architektur leistet hier ihren unverzichtbaren Beitrag. In diesem Zusammenhang entspricht das Pfarrhaus Krumbach einem idealtypischen Bauwerk.

 

 

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Pfarrhaus, Krumbach
Pfarrhaus, Krumbach
Pfarrhaus, Krumbach
Pfarrhaus, Krumbach

Projektdetails

Projektbegleitung
Architektengemeinschaft
DI Bernardo Bader, Dornbirn, Bechter Zaffignani Architekten ZT GmbH, Bregenz
Projektleitung
DI Bernardo Bader, DI Rene Bechter
Mitarbeit
Joachim Ambrosig, Dietmar Sutter
Fachplanung
Elektroplanung
Ludwig Schneider, Egg
Zertifikate
Auszeichnungen
Holzbaupreis Vorarlberg
2015Preis Heimische Wertschöpfung
Constructive Alps 2015
2015Preis
Publikationen
Schön Hier, Architektur auf dem Land, S. 66-69
B-0832022
Pfarrhaus Krumbach
Z-336Falk Jaeger / Verlag: Müry Salzmann VerlagBroschüre ZV Bauherrenpreis 2016, S. 762016
Krumbach Pfarrhaus – Ein Zentrum für das Dorf
Z-301Constructive Alps, Themenheft zu Hochparterre Nov. 2015, S.10-132015
Pfarrhaus Krumbach
Z-306Dominique Gauzin-MüllerEK Ekologik, 46/2015, S. 92-972015
Kultur- und Mehrzweckgebäude, Pfarrhaus Krumbach
Z-274Florian AicherVN Beilage „Leben & Wohnen“, 16. August 2014, S. 4-72014
Krumbach Pfarrhaus
B-073Best of Austria 2014_15, S. 1392014
Rechte
Foto
Adolf Bereuter
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