Projektinfos
DI Thomas Fußenegger
DI (FH) David Uhl
DI Dominic Wild
Tobias Laukenmann M.A.
Hannes Willi
DI (HMONP) Clémentine Huck
Arch. DI Roland Wehinger
Bmstr. DI Markus Kalb
Schadenbauer Projekt- und Quartierentwicklungs GmbH
STC Development
Bauherr
Villa Rosenthal GmbH
Standort
Hohenems (AT)
Fertigstellung
2024
Projektdaten
NGF 3280,30 m², BGF 3983,00 m²,
BRI 13144,00 m³
Energie Haus B1: 31,434, Haus B2: 36,6 kWh/m²a
Rechte
Abbildung Thomas Knapp
Foto Roland Wehinger
Text Tina Mott
- Tragwerksplanung
Kofler Baustatik GmbH, Bregenz - HLS Planung
E-Plus Planungsteam GmbH, Egg - Elektroplanung
Licht- und Elektroplanung Hecht GMbH, Rankweil - Bauphysik
Ing.büro für Bauphysik DI Bernhard Weithas GmbH, Lauterach - Entwässerungsplanung
Wasserplan-Fischer & Herda Ziviltechniker GmbH, Hohenems - Brandschutzplanung
K&M Brandschutztechnik GmbH, Lochau - Baugrunduntersuchung
BGG Consult Dr. Peter Waibel ZT-GmbH, Hohenems - Bodenuntersuchung
wpa Beratende Ingenieure GmbH, Dornbirn - Freiraumplaner
Vogt Landschaftsarchitekten AG, Zürich - Verkehrsplaner
Besch & Partner, Feldkirch - Vermesser
Dipl. Ing. Guntram Zündel, Dornbirn
Rathaus Quartier B1+B2, Hohenems
Die historische Alpenrheinstadt Hohenems ist geprägt von einer seltenen Kontinuität jüdischer, handwerklicher und aristokratischer Geschichte, die sich in einer bemerkenswerten kulturellen und architektonischen Schichtung manifestiert. In diesem Kontext markiert die Neuentwicklung des RathausQuartiers einen signifikanten stadträumlichen Impuls. An der nördlichen Siedlungskante zum denkmalgeschützten Kern entstand ein ausgewogen gegliedertes Ensemble, das in seiner Setzung, Körnung und Materialität auf den historischen Rahmen des angrenzenden Jüdischen Viertels sowie die Bürger- und Handwerkerhäuser der Marktstraße reagiert.
Der Entwurf für das RathausQuartier basiert auf einer feinkalibrierten städtebaulichen Komposition. Sechs Baukörper werden durch ein dichtes Netz öffentlicher Freiräume, Durchwegungen und Grünstrukturen miteinander verbunden. Ein zentrales Anliegen ist die Entwicklung eines autofreien Viertels mit hochwertigen Freiflächen, wofür die großzügig gestaltete Tiefgarage mit zwei Untergeschossen die Grundlage bildet. Der Stadtraum integriert unterschiedliche Nutzungsebenen in einem klar strukturierten, funktional durchdachten Gefüge. Neben bürgerorientierten Dienstleistungen im neu errichteten Rathaus sowie Gastronomie und Geschäften entsteht qualitätsvoller Wohn- und Arbeitsraum.
Das zentrale, identitätsstiftende Herzstück bildet die denkmalgeschützte Villa Iwan und Franziska Rosenthal. Nach ihrer sorgfältigen Revitalisierung übernimmt sie als Literaturhaus Vorarlberg eine kulturelle Ankerfunktion im Quartier, die historische Kegelbahn wurde zum charmanten Café umgestaltet. Der über 135 Jahre privat genutzte, von einer Mauer umfasste Garten wird nun erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich und als Stadtoase interpretiert.
Die urbane Setzung der Neubauten ging aus einem kooperativen Planungsverfahren hervor. Der lokale Projekt- und Quartierentwickler Markus Schadenbauer initiierte dieses mit STC Development auf der Basis eines langjährigen Entwicklungsprozesses. HK Architekten wurden dabei mit dem Entwurf und der Umsetzung der hofseitig orientierten Wohngebäude B1 und B2 betraut. Diese fügen sich selbstbewusst in die parkähnliche Freiraumstruktur und bieten insgesamt 35 Mietwohnungen als großzügig geschnittene Garten- und Maisonette-Einheiten mit privaten Außenräumen und Blickachsen ins Grüne. Während massive Volumen die Straßenfront prägen, schaffen die Wohnhäuser einen weichen Übergang zum historischen Ortskern und wirken durch ihren Maßstab und ihre Proportionen als vermittelnde Strukturen. Beide Baukörper sind in Mischbauweise realisiert und erfüllen materialgerechte Anforderungen bei hohen energetischen Standards. Sie artikulieren sich mit fein strukturierten Holzfassaden im Sinne der zeitgenössischen Interpretation einer regionalen Bautradition im Ortsbild von Hohenems: Als charakteristische, stadträumliche Schichtung stehen in der ersten Reihe steinerne Häuser, in der zweiten hingegen Bauten aus Holz.
Diese Gestaltungsprinzipien werden auch in den Grundrissen widergespiegelt, wobei sich vor allem in den oberen Etagen subtil miteinander verwobene Maisonetten entfalten. Die reihenhausähnliche Typologie mit direkten Zugängen fördert eine differenzierte Adressbildung und stärkt die wohnungsnahe Erschließung innerhalb des Quartiers. Alle Einheiten sind zweiseitig orientiert und um ein kompaktes Treppenhaus organisiert. Mit lediglich neun Quadratmetern allgemeiner Erschließungsfläche pro Baukörper entsteht funktionaler und ökonomischer Spielraum, der das vertikale Wohnen leistbar macht.
Die Partnerarchitekten entwickelten in enger Zusammenarbeit ein übergreifendes Farbkonzept, das die Holzverschalungen in Schwarz und Rot durch kräftig kontrastierende Fassadenelemente wirkungsvoll akzentuiert. Die fein gearbeiteten Vertikalstrukturen der profilierten Leisten wurden mit matter Mineralfarbe gestrichen, wodurch eine subtile Klammer zwischen der Haptik des Holzes und der Textur von Putz und Mauerwerk geschaffen wurde. Auf diese Weise gewinnen die Oberflächen des Areals an Lebendigkeit und Materialtiefe.
Auch in energetischer Hinsicht wird ein nachhaltiger Ansatz gewählt. Die Versorgung des Baukomplexes erfolgt über ein umweltschonendes Geothermie-System als integraler Bestandteil des klimagerechten Gesamtkonzepts. So versteht sich das RathausQuartier nicht nur als neues städtisches Zentrum, sondern als integrativer Baustein in einer langfristigen Strategie zur Reaktivierung und Weiterentwicklung der historisch gewachsenen Struktur von Hohenems, als Modell für eine kontextuelle, kulturraumbezogene Stadtplanung im Alpenraum.